Trophonivs

Trophonivs

TROPHONIVS, ii, Gr. Τροφώνιος, ου, ( Tab. XXV.) des Erginus Sohn, wiewohl ihn einige lieber für des Apollo seinen hielten. Er errichtete mit seinem Bruder Agamedes, als ein Paar gute Baumeister, den Göttern hin und wieder viel Tempel, und unter andern auch des Apollo seinen zu Delph. Sie baueten auch dem Hyrieus eine Schatzkammer, an welcher sie einen Stein so in die Mauer setzeten, daß sie ihn von außen heraus nehmen, und sich also, nach ihrem Gefallen, Geld holen konnten. Hyrieus merkete bald, daß sein Schatz täglich abnahm, und Thüren und Schlösser gleichwohl unversehrt waren. Er legete also Schlingen und dergleichen Fallstricke um die Kasten; da denn Agamedes bald gefangen wurde. Weil nun Trophonius befürchtete, er möchte ihn in der Marter verrathen, so schnitt er ihm den Kopf ab, und nahm solchen mit sich. Nicht lange darnach aber verschlang ihn die Erde in dem Walde bey Lebadia. Pausan. Bœot. c. 37. p. 599. Nach andern hatten sie diese List bey dem Könige Augeas zu Elis ausgeübet, und noch einen dritten, Cercyon, zum Mitgenossen. Dädalus, der eben dem Minos entflohen war, veranstaltete die Falle, worein Agamedes gerieth. Als Trophonius dar, auf nach Lebadia gekommen, so legete er sich unter der Erde eine Wohnung an, woraus denn nach seinem Tode das Orakel entstanden seyn soll. Schol. Aristoph. ad Nub. v. 508. Gleichwohl wurde ihm nachher sein besonderer Tempel erbauet, und dienete er zuförderst den Menschen statt eines Orakels. Pausan. l. c. c. 39. p. 602. Man gab aber dasselbe für des trophonischen Jupiters seines aus. Livius l. XLV. c. 27. & Strabo l. IX. p. 414. Es hatte unter andern die sonderbare Eigenschaft, daß, wenn einer geziemend war zubereitet worden, er in eine ungefähr acht Ellen tiefe Grube stieg, woselbst er die Füße in ein gewisses Loch steckete, da denn der Leib von selbst vollends hinein gezogen wurde. Hier sah oder hörete er das, was er wissen wollte. Darauf kam er eben so wieder heraus, als er hinein gegangen war, nämlich mit den Beinen zuerst; und die Priester frageten ihn, was er gesehen oder gehöret hätte. Dieß wurde aufgeschrieben und beygeleget. Er mußte aber dabey seine besondere Kleidung anhaben, und in den beyden Händen zween Honigkuchen halten, um die daselbst sich befindlichen Schlangen abzuspeisen. Hatte sich nun ein solcher Mensch von seiner Furcht oder Betäubung wiederum erholet, so fieng er an zu lachen. Pausan. l. c. & Suidas in Τροφώνιος. Man will aber, daß er nachher Zeitlebens nie wieder gelachet habe. Daher kam denn das Sprüchwort: in antro Trophonii vaticinatus est, welches von einem traurigen und verdrüßlichen Menschen gesaget wurde. Erasm. Chil. adag. p. 440. Uebrigens soll des Trophonius Bildsäule Dädalus verfertiget haben. Ein Bienenschwarm entdeckete den Böotiern zuerst sein Orakel, als Apollo, den sie, bey entstandener Theurung um Rath frageten, sie an den Trophonius verwies, den sie aber sonst nirgends zu finden wußten. Paus. l. c. c. 40. p. 605.


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