Silvánvs

Silvánvs

SILVÁNVS, i, Gr. Θεὸς ὑλαῖος, ου, ( Tab. IX.)

1 §. Namen. Solchen hat er von Silva, der Wald, weil er insonderheit ein Vorsteher der Wälder hieß. Weil aber dieses Wort einige mit einem i, andere mit einem y schreiben, so wird er auch bald Silvanus, bald Sylvanus geschrieben, obwohl jenes fast für besser, als dieses, will gehalten werden. Cellar. & Schurtzfleisch. Orthograph. in Silva. Einige leiten solches Wort von dem Griechischen ὕλη, der Wald, ab. Voss. Etymol. in Sylva. Andere wollen es lieber von silere, schweigen, herholen. Pierius ap. eumd. l. c. Indessen hat er doch den griechischen Beynamen allerdings von ὕλη. Philox. Gloss. ib. Bey andern heißter dafür lieber Θεὸς ὑλικὸς, Serv. ad Virgil. Aen. VIII. v. 601. imgleichen auch wohl Πὰν. Philox. l. c.

2 §. Aeltern. Einige machen zu dessen Vater den Saturn, andere den Faunus. Nat. Com. l. V. c. 10. Nach andern hatte sich Krathis, ein Sybarit, in eine Ziege verliebt, mit der er ihn zeugete, und von der er die Hälfte seiner Gestalt behalten haben soll. Aelian. de H. A. l. VI. c. 42. Cf. Casal. de Rit. prof. Rom. c. 11. Nach andern hatte sich Valeria Tusculanaria in ihren Vater Valerius verliebt, und vertraute solches ihrer Amme. Diese veranstaltete es so, daß er mit ihr, als eines Nachbars Tochter, zu thun hatte. Da aber Valerius eines Males getrunken hatte und Licht forderte, so weckete sie die Valeria geschwind auf, welche denn in den Wald floh, wo sie von einer Höhe stürzete, aber unbeschädiget blieb, und zu ihrer Zeit mit einem Kinde niederkam, welches die Griechen Aegipan, die Lateiner aber Sylvan nenneten. Ihr Vater stürzete sich nach der Zeit aus Verdrusse selbst von diesem Felsen. Plutar. Parall. min. n. 22. p. 311. T. II.

3 §. Wesen und Verrichtungen. Man hält ihn insgemein für einen Gott der Wälder, jedoch auch zugleich für einen Gott der Hirten, Virg. Aen. VIII. v. 601. & ad eum Cerda l. c. und Vorsteher der Gränzen und Felder; Horat. Epod. II. v. 22. ja, der ganzen Natur, so fern als ὕλη das gröbste Wesen aller Elemente bedeutet. Serv. ad Virgil. l. c. Dabey fürchtete man ihn, als einen, welcher insonderheit den Kindbetterinnen aufsätzig war, und rief die Intercidona, den Pilumnus und die Deverra an, daß sie ihn abhalten sollten, damit er nicht bey Nachtzeit ins Haus käme und die Kindbetterinn plagete. Varro ap. August. de C. D. l. VI. c. 9. Sieh Intercidona. Man glaubete auch, daß er gern anderm Frauenvolke nachschlich, und sie zu seinem Willen zu haben suchte. Id. ib. l. XV. c. 23. Desgleichen soll er ehemals den Cyparissus geliebet, und ihn, wegen eines besondern Zufalles, in eine Cypresse verwandelt haben. Sieh Cyparissus. Dabey wird ihm sonst nachgerühmet, daß er der erste gewesen, der die Pflanzung der Bäume erfunden habe. Serv. ad Virgil. Georg. l. I. v. 20. Er scheint Italien eigen gewesen zu seyn, und die Griechen reden auf die Art von ihm. Meziriac comment. sur les ep. d'Ovide. T. I. p. 442.

4 §. Verehrung. Diese geschah vor nehmlich durch ein Opfer von Milch. Horat. l. II. Ep. 20. v. 143. Man brachte ihm aber auch oft ein Schwein; nur war es den Weibern nicht erlaubet, ihm zu opfern. Iuven. Sat. VI. 446. & Schol. ad h. l. Sein Fest hatten ihm schon die Pelasger in Italien verordnet. Virgil. Aen. VIII. v. 600. Aus einigen Aufschriften ersieht man, daß er zugleich als ein Hausgott verehret worden. Dempster. ad Rosin. Antiq. p. 185. Ja, man verehrete ihn so gar an den Seeküsten, wie das Beywort littoralis anzeiget, das er auf einem alten Denkmaale führet. Montfauc. ant. expl. T. I. P. II. pl. 178. So hatte er auch seinen Tempel zu Rom, und zwar in der V Region, unten an dem viminalischen Berge, gegen der Kirche di S. Vitale über; Nardin. l. IV. c. 3. p. 171. und in der XIII Region, jedoch mit dem Herkules gemeinschaftlich, wo jetzo die Kirche der heil. Balbina steht. Alex. Donat. l. III. c. 13. p. 215. Sein Dienst kam mit den Römern nach Gallien, woselbst seine Priester ein eigenes Collegium macheten, wie man aus einer alten Aufschrift ersehen hat. Martin Relig. des Gaul. l. IV. c. 26. p. 193. T. II.

5 §. Bildung. In dieser kam er mit den Satyrn und dem Silen überein, nur daß er insonderheit auf dem Kopfe einen Kranz von Lilien und andern Bluhmen trug, in der Hand aber einen Cypressenbaum, mit sammt den Wurzeln, führete. Virgil. Ecl. X. 24. Chartar. Imag. 18. p. 63. Man findet ihn daher auf den alten Denkmälern oft bis zur Hälfte mit einem Ziegenleibe unten, oft aber auch ganz in menschlicher Gestalt, abgebildet. Montfauc. Ant. expl. T. I. P. II. pl. 177. 178. Bey dieser letztern Vorstellung sieht man ihn bald nackend, bald in einer bäurischen Kleidung, in der rechten Hand mit einem Gartenmesser oder einer Sichel, und in der linken einen Baumzweig; da er denn bald einen Hund, bald einen brennenden Altar neben sich hat. Chausse gem. ant. figur. t. 104. 105. In eben der Gestalt sieht man ihn mit beyden auf einem alten Marmor, welcher sein Opfer vorstellet, wobey Priester und Flötenspieler sind und das Opferschwein gebracht wird. Begeri Thes. Brand. T. III. p. 258.

6 §. Wahre Beschaffenheit. Er wird für einen alten König der Aboriginer gehalten, der insonderheit den Ackerbau in guten Flor gebracht, und seinen Namen bekommen, weil er vieleicht als ein Kind in einem Walde gefunden worden. Vieleicht hat auch mancher loser Vogel unter seiner angenommenen Gestalt das Frauenvolk zu berücken gesuchet. Banier Entret. XI ou P. I. p. 328.


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