Menelavs

Menelavs

MENELAVS, ai, Gr. Μενέλαος, ου, ( Tab. XXX.)

1 §. Aeltern. Weil er Agamemnons Bruder gewesen, so sehe man von seinen Aeltern unter dessen Namen.

2 §. Stand und Thaten. Er war eigentlich ein Prinz von Mycene, bekam aber von seinem Schwiegervater, dem Tyndareus, nachher das Königreich zu Sparta oder Lacedämon. Pausan. Lacon. c. 1. p. 159. Als darauf seiner Mutter Vater, Kreteus, in Kreta verstarb, so gieng er mit andern seiner Miterben nach besagter Insel, um sich in des Kreteus Verlassenschaft mit ihnen zu theilen. Dict. Cret. I. I. c. 1. Als sie damit beschäfftiget waren, so langete Paris, des Priamus, Königes zu Troja, Sohn, zu Sparta an, kehrete in des Menelaus Behausung ein, und spielete seine Dinge, nach einigen, mit List, nach andern, mit Gewalt so gut, daß er so wohl dessen Gemahlinn, die schöne Helena, als auch den besten Theil seines Schatzes, nebst einigen Sclavinnen und dergleichen, mit sich hinweg, und nach einem ziemlichen Umschweife endlich nach Troja führete. Id. ib. c. 3. Menelaus erschrack auf solche Post in Kreta dergestalt, daß er sich nicht zu helfen wußte. Es brachte ihn also Palamedes wieder nach Sparta, worauf er, Ulysses und Palamedes, als Abgesandte, nach Troja giengen, und Genugthuung forderten. Weil aber Paris mit der Helena noch nicht daselbst angelanget war, so verzogen sie, bis sie ankamen, mußten aber dennoch, aller angewendeten Mühe ungeachtet, leer wieder abziehen. Id. ib. c. 4–11. Hom. Il. Λ. 139. & Γ. 206. Als darauf darauf der Krieg wider den Priamus einmüthig beschlossen wurde, so fand er sich mit sechzig Schiffen seiner Leute zu Argos auf dem Sammelplatze ein. Hom. Il. Β. v. 586. Er wollte darauf die Iphigenia mit opfern helfen, ließ sich aber doch den Achilles davon abschrecken. Dict. l. c. c. 21. Als endlich die Belagerung der Stadt Troja erfolgete, so erlegete er in einem ordentlichen Zweykampfe den Euphorbus, Hygin. Fab. 112. und sonst noch acht vornehme Feinde; Id. Fab. 114. kroch darauf mit in das hölzerne Pferd, und ließ sich mit in die Stadt schleppen. Id. Fab. 108. Als er daselbst, durch Verrätherey der Helena, sich deren damaligen Kebsmannes, des Deiphobus, bemächtiget, so richtete er solchen auf eine höchst schmähliche Art hin, indem er ihm Nasen und Ohren, Hände, Lippen und alles abschnitt, und so dann vollends tödtete. Virgil. Aen. VI. v. 494. Er nahm die Helena wieder zu sich, wurde aber mit selbiger, auf seiner Heimfahrt, dergestalt durch Sturm und dergleichen Zufälle umgetrieben, daß er in Cypern, Phönicien, Aegypten, Aethiopien, Libyen und so ferner landete, und endlich erst im achten Jahre zu Sparta wieder ankam. Homer. Od. Δ. v. 81. Zum Theile schweifete er auch freywillig also herum, und sammlete sich auf dieser Fahrt durch erhaltene Geschenke und andere Mittel große Schätze. Ib. Γ. 299. 312. Δ. 125. Hierauf lebete er mit besagter Helena selbst in ziemlicher Zufriedenheit, und wurde endlich mit ihr zu Therapne begraben. Pausan. Lacon. c. 19. p. 199. Einige wollen, er sey, den Orestes aufzusuchen, mit ihr nach Taurica gereiset, und daselbst wären beyde von der Iphigenia der Diana aufgeopfert worden. Ptol. Hephæst. l. IV. p. 318.

3 §. Gemahlinn und Kinder. Wie Tyndareus, wegen Menge der Freyer um die Helena, nicht wußte, welchem er sie geben sollte, sie alle aber, nach des Ulysses Rathe, ihm versprechen mußten, daß sie mit seiner Wahl zufrieden seyn wollten, so erkiesete er vor allen andern diesen Menelaus zu seinem Eydame. Apollod. l. III. c. 9. §. ult. Es zeugete auch solcher mit benannter Helena die Hermione, jedoch hielt er derselben eben nicht zum besten Farbe. Denn er hatte auch von der Dale den Nikostratus, von der Teridae den Megapenthes, und von der Gnossia, einer Nymphe, den Xenodamus zu Söhnen. Id. ib. c. 10. §. 1.

4 §. Gestalt und Eigenschaften. Er soll von mittelmäßiger Größe, rothköpficht, schön, angenehm und gefällig gewesen seyn. Dar. Phryg. c. 13. Gleichwohl aber soll ihm doch auch Ulysses nicht weiter, als bis an die Schultern gereichet haben. Homer. Il. Β. v. 210. Cf. Fabra ad Dar. l. c. Er war hierbey im Reden sehr kurz, allein desto scharfsinniger; Homer. l. c. v. 213. jedoch auch etwas grausam, wie er an dem Deiphobus erwies, wie nicht weniger, daß er bey des Patroklus Begräbnisse, ohne die Pferde und Hunde, auch noch zwölf gefangene Phrygier ins Feuer schmeißen ließ. Hyg. Fab. 273.

5 §. Verehrung. Die Lacedämonier erwiesen ihm allerdings göttliche Ehre. Isocrat. ap. Voss. Theol. gent. l. I. c. 13. Hiernächst hatte er insonderheit seine Kapelle zu Teraphne. Pausan. Lacon. c. 19. p. 199. Seinen Namen führete auch ein besonderer Haven; Corn. Nep. Ages. c. 8. desgleichen eine Stadt, wie nicht weniger ein ganzer Kreis in Aegypten. Mart. Capella ap. Meurs. ad Lycophr. v. 847. Jedoch wollen einige fast zweifeln, daß er jemals nach Aegypten gekommen sey, sondern, was dießfalls von ihm vorgegeben wird, soll sich bloß auf die Gleichheit seines und der ägyptischen Namen besagter Oerter gründen. Perizon. Orig. Aegypt. c. 15. p. 257.


http://www.zeno.org/Hederich-1770.

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