Helena

Helena

HELĔNA, æ, Gr. Ἑλένη, ης, ( Tab. XXIII.)

1 §. Namen. Diesen soll sie von ἕλος, Sumpf, haben, weil sie ἐν ἕλει, oder im Sumpfe geboren worden, wobey sie denn sonst auch Leonte, imgleichen Echo soll seyn genannt worden, weil sie allen andern Menschen gar fertig und eigentlich nachzureden gewußt. Ptol. Hephæst. lib. IV. p. 318.

2 §. Aeltern. Insgemein wird Jupiter für ihren Vater angegeben, als welcher sie, nach einigen, mit der Nemesis gezeuget haben soll. Denn da sich diese, um dem Jupiter zu entgehen, in eine Gans verwandelte, so nahm Jupiter die Gestalt eines Schwanes an, und hatte also seine Händel mit ihr. Sie gebar darauf ein Ey, welches ein Schäfer im Walde fand, und es der Leda überbrachte, die es in einem Kästchen aufhob, bis mit der Zeit die Helena aus demselben hervor kam, welche die Leda auferzogen, und für ihre Tochter angegeben. Apollod. l. III. c. 10. §. 7. cf. Tzetz. ad Lycophr. v. 87. & Spanh. ad Callimach. Hymn. in Dianam. v. 232. Allein, andere geben sie wirklich für der Leda Tochter an, als mit der eben Jupiter unter der Gestalt eines Schwanes zu thun gehabt, Ovid. Metam. VI. v. 109. & Epist. Hermiones ad Orest. v. 67. worauf sie denn zwey Eyer geboren, nämlich eins von dem Jupiter, woraus Helena und Pollux entstanden, und eins von dem Tyndareus, ihrem Gemahle, woraus Kastor und Klytämnestra gekrochen. Hygin. Fab. 77. itemque Schol. Hes. & Horat. ap. Muncker. ad Hygin. l. c. Noch andere machen sie zu einer Tochter selbst der Venus, Ptol. Hephæst. lib. IV. p. 317. oder auch zu Jupiters und der Pyrrha. Hygin. Fab. 155. Am sichersten aber wird sie für des schon erwähnten Tyndareus, Königs zu Lacedämon, und der schon gedachten Leda Tochter angegeben. Id. Fab. 78.

3 §. Gestalt und Eigenschaften. Sie wurde für das schönste Frauenzimmer ihrer Zeit in ganz Griechenland gehalten, Dict. Cret. l. I. c. 3. & Donat. ad Virg. Aen. I. v. 650. und zwar war sie insonderheit dem Kastor und Pollux gleich, von schöner Gestalt, aufrichtigem Wesen, leutselig. Sie hatte die wohlgebildetsten Schenkel, einen kleinen Mund, und ein Maal zwischen beyden Augenbrauen. Dares Phryg. c. 12. Nach andern war sie langt, so weiß wie der Schnee und mit schönen Augenbrauen gezieret. Sie hatte bräunliches lockichtes Haar, große Augen und eine volle Brust. Cedrenus ap. Annam Fab. ad Dict. l. c. Und noch andere beschreiben sie, daß sie fleischicht gewesen, schöne Backen und eine hohe Stirne, ein sittsames holdseliges Gesicht, große Augen, gebogene Augenbrauen, weiße Arme und einen langen weißen Hals gehabt, daher man auch geglaubet, daß sie von einem Schwane erzeuget worden. Ihre Haut sey zart, ihre Gesichtsfarbe weißer als Schnee, und diese Weiße auf den Wangen, ohne Schminke, durch eine Rosenfarbe abgesetzet worden, als wenn glänzender Purpur mit Elfenbeine vermischet wäre. Constantin. Manass. ap. eumd. l. c.

4 §. Erste Entführung. Als Theseus mit dem Pirithous dereinst nach Sparta gieng, so sahen sie die Helena in dem Tempel der orthischen Diana tanzen; und, weil sie ihnen so wohl gefiel, raubeten sie dieselbe, und giengen mit ihr nach Tegea, und sodann weiter. Sie loseten beyde um sie, und da fiel sie dem Theseus zu, welcher sie denn nach Aphidnä, einem festen Orte in Attika, brachte, und daselbst dem Aphidnus, seinem guten Freunde, und seiner Mutter, der Aethra, anvertrauete, weil sie zu der Zeit noch nicht manndar war. Als aber darauf ihre Brüder mit einem Heere nach Attika kamen, und ihre Schwester wieder verlangeten, Akademus es auch verrieth, daß sie zu Aphidnä wäre, so griffen sie solches an. Weil nun Theseus sich mit dem Pirithous außer Landes befand, so eroberten sie dasselbe gar bald, bekamen folglich die Helena wieder, und führeten dagegen die Aethra dafür gefangen wieder mit hinweg. Plut. Thes. c. 36. p. 16. T. I. cf. Hygin. Fab. 79. & Apollod. l. III. c. 9. §. 8. Nach einigen war sie damals nur erst sieben, Duris Samius ap. Tzetz. ad Lycophr. v. 103. oder höchstens zehen Jahr alt, als sie Theseus entführete, Diod. Sic. l. III. c. 65. p. 185. Nach andern soll er gleichwohl die Iphigenia mit ihr gezeuget haben, die aber der Helena Schwester, Klytämnestra, für ihre Tochter ausgegeben, damit man nicht erführe, daß Helena keine Jungfer mehr sey Tzetz. l. c. Cf. Meziriac. sur les ep. d'Ovide, T. I. p. 434. Andere machen den Theseus hierbey bereits zu einem Manne von funfzig Jahren. Hellanic. ap. Plutarch. l. c. Noch andere wollen, daß sie eigentlich Idas und Lynceus geraubet, und nur dem Theseus aufzuheben gegeben; und wieder andere, daß Tyndareus selber sie ihm zu verwahren gegeben, als Enarsphorus, des Hippokoons Sohn, sie mit Gewalt zur Gemahlinn haben wollen, ungeachtet sie darzu Aters halber noch nicht geschickt gewesen. Plutarch. l. c. Indessen soll sie doch der Juno Lucina zu Argos einen Tempel, wegen ihrer glücklichen Entbindung mit der Iphigenia aufgerichtet haben. Pausan. Corinth. c. 22. p. 125. Dagegen behaupten andere wiederum, daß sie allerdings noch als Jungfer nach Sparta zurück gekommen. Diod. Sc. l. c.

5 §. Freyer und Verheurathung. Nachdem sie nach Lacedämon zurück gebracht worden, so gaben sich zu Freyern um sie bey dem Tyndareus an: Ulysses, Diomedes, Antilochus, Agapenor, Sthenelus, Amphilochus, Kteatus, Thalpius, Meges, Amphilochus, Amphiaraus, Mnestheus, Schedius, Polyxenus, Peneleus, Ajax Oilei, Askalaphus, Jalmenus, Elephenor, Eumelus, Polypoetes, Leonteius, Podalirius, Machaon, Philoktetes, Eurypylus, Protesilaus, Menelaus, Ajax Telamonius, Teucer und Patroklus. Apol. lod. l. III. c. 9. §. 8. Oder wie sie auch anderweits genennet werden: Antilochus, Askalaphus, Ajax Oilei, Antimachus, Ancäus, Blanirus, Agapenor, Ajax Telamonius, Klytius, Cyanäus, Menelaus, Patroklus, Diomedes, Peneleus, Phemius. Nireus, Polypoetes, Elephenor, Eumelus, Sthenelus, Tlepolemus, Protesilaus, Podalirius, Eurypylus, Idomeneus, Leonteus, Thalpius, Polyxenus, Prothous, Mnestheus, Machaon, Thoas, Ulysses, Phidippus, Meriones, Meges und Philoktetes. Hygin. Fah. 81. Weil aber der gute Tyndareus, bey dieser Menge der Freyer um seine Tochter, befürchten mußte, daß, wenn er sie einem gäbe, er seine gewissen Feinde an den übrigen haben, oder aber sie auch einer dem andern nicht lassen, und es folglich zu einem schrecklichen Raufen und Schlagen unter diesen jungen Helden kommen würde: so gab ihm Ulysses endlich selbst den Rath, er möchte sie alle durch einen feyerlichen Eid verbindlich machen, daß sie demjenigen beystehen wollten, welchem er seine Tochter geben würde. Da sie nur solches eingegangen, so gab er sie dem Menelaus, dem Ulysses aber half er für seinen guten Rath zu des Ikarius, seines Bruders, Tochter, der Penelope. Apollod. l. c.

6 §. Andere Entführung. Es lebete Menelaus mit dieser seiner Gemahlinn anfangs sehr vergnügt, zeugete auch mit ihr die Hermione, Apollod. l. III. c. 10. und bekam selbst von dem Tyndareus noch das Königreich Sparta: Id. ib. §. 2. Allein, weil Venus dem Paris, als er ihr den Vorzug in der Schönheit vor der Juno und Minerva zugesprochen, dieselbe als die schönste Frau auf der Welt verheißen hatte, so führete sie ihn nach Lacedämon, woselbst er denn solche Helena dem Menelaus entführete. Hygin. Fab. 92. Sie soll nicht darein haben willigen, sondern lieber beym Menelaus bleiben wollen. Venus aber bedienete sich der List, daß sie dessen Gestalt dem Paris gab, da sie ihm denn als ihrem Gemahle ohne Schwierigkeit bis in sein Schiff folgete, welches darauf sogleich unter Segel giwng. Didym. ad Hom. Od. Ψ. 218. Jedoch wollen einige, daß er mit seiner Flotte in der Insel Cythera angelandet, wohin Helena aus Neugierigkeit, ihn zu sehen, gekommen; und der Diana daselbst geopfert habe, da sie denn Paris aus dem Tempel geraubet, und, nach einem harten Gefechte mit den Einwohnern besagter Insel, glücklich darvon gebracht. Dares Phryg. c. 10. Andere geben dagegen vor, daß er sie auf der Jagd ertappet, und also weggenommen, sie ihm auch willig gefolget sey, weil sie seiner Schönheit wegen geglaubet, daß er gar ein Gott sey. Ptol. Hephæst. l. IV. p. 317. Indessen aber wollen doch die meisten, daß er als ein guter Freund zu dem Menelaus gekommen, und auch so von ihm aufgenommen worden. Indem aber selbiger mittlerweile nach Kreta verreisen müssen, so habe Paris das Gastrecht so fern gebrochen, daß er die Helena auf seine Seite gebracht. Ovid. Epist. Parid. ad Helenam & Hel. ad Par. Er entführete sie demnach nebst der Aethra und Klymena, und zugleich auch einen großen Schatz an Gelde und andern Kostbarkeiten. Dictys Cret l. I. c. 3. & ad eum Fabra l. c. Nach einigen gieng er mit solcher gerade nach Attika zu, und zeugete sofort mit ihr daselbst den Bunichus: nach andern aber nahm er den Weg auf die Insel Kranae, eine der Sporaden, woselbst er von der Helena meist mit Zwange erhielt, was er suchte, weil es selbige bereits gereuete, daß sie mit ihm durchgegangen wäre; wie denn auch daher aus den Thränen, welche sie dießfalls vergoß, das Kraut Helenium gewachsen seyn soll. Alex. Cornel. ap. Nat. Com. l. VI. c. 23. Allein, noch andere wollen, daß er mit solcher erst nach Aegypten gegangen, um solcher Gestalt von dem Menelaus auf dem ordentlichen Wege nicht verfolget zu werden: hieselbst aber habe ihm der König Proteus nicht nur die Helena, sammt den übrigen entführeten, wieder abgenommen; sondern ihn auch selbst gezwungen, innerhalb drey Tagen ganz Aegypten zu räumen. Herodot. Euterpe s. L. Il. sect. 112. So melden auch einige, daß er nichts, als der Helena Bild mit hinweg gebracht, da indessen Mercurius sie selbst zu eben dem besagten Proteus gebracht, der sie hernachmals dem Menelaus wieder zugestellet. Euripid. Helen. 33. & Barnes. ad h. l. cf. Serv. ad Virg. Aen. I. v. 651. Am sichersten aber ist wohl zu glauben, daß er mit ihr gerades Wegs nach Troja zurück gegangen. Duris Sam ap. Nat. Com. l. c. cf. Herodot. l. c. Hier selbst erhub sich, solcher Entführung halber, ein gräulicher Tumult in der Stadt, weil sie ein jeder misbilligte, und auch leicht ermessen konnte, was sie nach sich ziehen würde, zumal nach einigen schon der Griechen Gesandten da waren, welche die Helena und das übrige geraubte wieder verlangten. Dictys Cret. l. I. c. 7. Dagegen soll, nach andern, Priamus selbst so fern seine Freude darüber gehabt haben, weil er solcher Gestalt verhoffet, die Griechen zu vermögen, ihm auch seine Schwester, die Hesione, gegen die Helena wieder auszuhändigen. Dares Phryg. c. 11. Indessen konnten doch die Griechen, ob sie wohl mehr als einmal ihre Gesandten, und unter denselben auch selbst den Menelaus, mit nach Troja schickten, die Helena nicht wieder bekommen, weil Hekuba selbige nicht wieder weglassen wollte. Dict. Cret. l. c. c. 10. Es wollten auch die übrigen Söhne des Priamus in ihre Zurückgabe nicht einstimmen, weil sie sich in die andern zugleich mit entführten Frauenzimmer verliebt hatten, und die zugleich mit entwandten Schätze ebenfalls wieder müßten herausgegeben werden. Idem l. c. c. 7. Hierzu kam noch, daß Helena selbst, aus Furcht vor dem Menelaus, nicht wieder zurück wollte. Id. l. c. c. 10. Sie blieb also des Paris Gemahlinn, und zeugete mit ihm in allem, ohne schon erwähnten Bunichus, auch noch den Korythus, Aganus und Idäus, die aber insgesammt das einfallende Zimmer zu Troja erschlug. Id. lib. V. c. 5. & ad eum Fabra l. c. Da endlich Philoktetes den Paris erlegete, so wurde sie von dem Priamus seinen übrigen Söhnen zum Preise der Tapferkeit aufgesetzt, da sie denn Deiphobus erhielt. Lycophr. v. 168. & ad eum Tzetz. l. c. Als es aber endlich mit Troja aufs Aeußerste kam, so soll sie sich gestellet haben, als ob sie des Bacchus Fest begehen wollte; allein dabey mit den angezündeten Fackeln bey Nacht den Griechen die Losung gegeben haben, in die Stadt einzubrechen, Cerda ad Virg. Aen. VI. v. 517. & Fabra ad Dict. lib. V. c. 12. wobey sie insonderheit den Deiphobus ihrem vorigen Manne, dem Menelaus, verrathen, welcher denn solchen auf eine höchst grausame Art hingerichtet. Virg. Aen. VI. v. 494. Er nahm sie also wieder zu sich. Dict. Cret. lib. V. c. 13. Jedoch soll er nach einigen Willens gewesen seyn, sie bey dem Uebergange der Stadt Troja selbst mit hinzurichten. Pausan. Eliac prior. c. 18. p. 322.

7 §. Zurückkehr und Tod. Sie schweifete mit dem Menelaus ganzer acht Jahre umher, Hygin. Fab. 118. ehe sie über Aegypten, Attika und Kreta wieder nach Lacedämon kam. Dictys l. VI. c. 3. 4. & ad eum Fabra l. c. Hieselbst lebte sie denn mit dem Menelaus gar vergnügt. Homer. Od. Λ. v. 120. Allein, als solcher gestorben war, so zwangen sie ihre Stiefsöhne, Nikostratus und Megapenthes, ins Elend zu gehen. Sie begab sich nach Rhodus zu ihrer Befreundtinn und Landsmänninn, der Polyxo, welche sie aber von ihren Mägden an einen Baum aufhängen ließ. Sieh Polyxo. Zum Andenken dieser Begebenheit widmeten ihr denn die Rhodier eine Kapelle unter dem Namen der Helena Dendritis. Pausan. Lacon. c. 19. p. 199. Jedoch wollen auch andere, daß sie mit dem Menelaus nach Taurika gegangen, den Orestes aufzusuchen: allein, daselbst mit sammt gedachtem Menelaus, von der Iphigenia, der Diana aufgeopfert worden. Noch andere geben vor, daß sich Thetis in ein Meerkalb verwandelt, und sie auf ihrer Zurückfahrt von Troja dem Menelaus geraubet habe Ptol. Hephæst. lib. VI. p. 318. Einer andern Meynung zu geschweigen, da sie vom Apollo weggerücket und unter die Gestirne gesetzet worden, als Orestes und Pylades sie umbringen wollten Euripid. Orest. 1629. Gleichwohl soll sie auch nach ihrem Tode den Achilles in der Insel Leuce geheurathet, Pausan. l. c. p. 200. und mit ihm den Euphorion gezeuget baben; Ptol. Hephæst. l. c. Er hatte sie schon in seinem Leben geliebet. Denn da er sie einstens auf der trojanischen Mauer gesehen, so war er dergestalt von ihr entzündet worden, dast er keine Ruhe davor hatte. Er bath also seine Mutter Thetis, einiges Mittel ausfündig zu machen, wie er ihrer Liebe genießen könnte. Thetis stellete sie ihm also, um ihn zu befriedigen, im Traume vor, und linderte dadurch seine Leidenschaft ein wenig. Tzetz. ad Lycophr. 174. Man eignet ihr also fünf Männer zu, nämlich den Theseus, Menelaus, Paris, Deiphobus und Achilles, und nennet sie deswegen πεντάλεκτρον. Lycophr. 143. Ausserdem aber soll sie noch mit einem Arkadier Peritetanus vertrauten Umgang gehabt haben. Ptol. Hephæst. l. I. p. 307. Die Lacedämonier zeigeten ihr und des Menelaus Grab zu Therapne. Pausan. l. c. p. 199.

8 §. Verehrung. Außer der obgedachten Kapelle zu Rhodus hatte sie noch einen besondern Tempel zu Lacedämon. Pausan. Lacon. c. 15. p. 188. So verehreten sie auch die Ilienser, unter dem Beynamen der Adrastea, göttlich. Athenagoras ap. Voss. Theol. gent. lib. I. c. 21. Man will auch, daß sie von der Juno endlich mit in den Himmel aufgenommen worden. Eurip. & Theodoret. ap. Meurs. ad Lycophr. v. 822. Daselbst aber soll ihr Gestirn den Schiffenden eben so gefährlich seyn, als ihrer Brüder ihres solchen heilsam ist. Masen. Spec. ver. occult. c. 24. n. 35. cf. Dalechamp. ad Plin. H. N. l. II. c. 37.

9 §. Eigentliche Historie. Einige wollen, es sey nicht sowohl eine Frauensperson, als eine Landschaft in klein Asien gewesen, um welche die Griechen mit den Trojanern Krieg geführet. Abel Hist Monarch. lib. II. c. 1. §. 22. Andere hingegen stehen zwar zu, daß sie eine wirkliche Tochter des Tyndarus gewesen, allein niemals nach Troja gekommen. Herodot. ap. Voss. Inst. Orat. lib. I. c. 6. So will man auch, daß sie mit Genehmhaltung ihrer Aeltern und Brüder den Paris geheurathet, und weil Menelaus sie ebenfalls gern haben mögen, so habe er den Krieg wider die Trojaner erreget, sey aber nach dem Tode des Achilles gezwungen worden, mit ihnen Friede zu machen, ohne die Stadt erobern zu können. Dio Prusæus ap. eumd. l. c. & Banier Entret. XVI. ou P. II. p. 200. Da auch einige aus der Chronologie erweisen wollen, daß sie unmöglich des Kastors und Pollux Schwester könne gewesen seyn, weil sie sonst, bey ihrer Entführung von dem Paris, bereits achtzig Jahre alt gewesen seyn müßte, so erweisen doch hinwiederum andere, daß solche Jahrrechnung allerdings falsch sey; oder auch, daß die Leute zu damaligen Zeiten länger in ihrer Kraft und Schönheit geblieben, als hernachmals, wobey sie sich auch wohl selbst auf das Exempel der Sara beziehen. Banier l. c. cf. Boccacc. lib. XI. c. 8.

10 §. Anderweitige Deutung, Ihre Historie soll zeigen, wie durch eines Menschen Schuld zuweilen ganze Städte und Länder verheeret werden, unzüchtige Personen ihre Anhänger endlich um Ehre, Gut, Leib und Leben bringen, auch in ihrer Liebe unersättlich sind. Omeis Mythol. in Helena. So richtig dieses auch ist, so läßt es sich doch aus der Helena Geschichte nicht folgern, zumal wenn man annehmen will, daß sie nicht anders von dem Paris geglaubet, als daß es ihr Mann Menelaus sey, indem Venus dem Paris des Menelaus Gestalt gegeben, Deiphobus aber sie hernachmals mit Gewalt zu seiner Frau genommen. Euripid. l. c. & A. Fabra ad Dictys l. IV. c. 22. Wenn sie sonst den Namen πόρτις, Lycophr. v. 102. und bey den Lateinern juvenca führet, welchen ihr einige ihrer Unkeuschheit halber beylegen. Ovid. Epist. Oenon. ad Parid. v. 117. & Knipping. ad l. c. so wollen andere, daß sie diesen Namen daher bekommen, als sie dereinst das Loos getroffen, für die Lacedämonier bey wütender Pest geopfert zu werden, allein ein Adler das Opfermesser genommen, und auf eine unsern davon weidende junge Kuh geleget, welche sodann an statt ihrer geopfert worden. Plutarch. Parall. minor. c. 34. cf. Meurs. ad Lycophr. l. c. Es soll auch sonst eben nicht ungewöhnlich gewesen seyn, junges Frauenzimmer also zu nennen. Potter. ad Lycophr. l. c. Euripides hat ein eigenes Trauerspiel von ihr geschrieben, welches noch vorhanden ist, und sich ganz darauf gründet, daß sie nicht nach Troja gekommen. Fabric. Bibl. Græc. I. II. c. 18. p. 646.


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