Ceres

Ceres

CERES, ĕris, Gr. Δημήτηρ, τρος, ( Tab. IX.)

1 §. Namen. Der Namen Ceres soll nach einigen von Gero, ich trage, herkommen, und so viel, als Geres seyn, weil die Erde, die durch die Ceres bemerket wird, Früchte trage. Cicero de N.D. l. II. c. 26. p. 1183. Allein, andere leiten ihn lieber von Cereo für Creo, ich schaffe, her, als daher auch Cerus manus, so viel als Creator bonus heiße; Voss. Etymol. in Creo, s. p. 190. oder auch alsofort von Creo. Serv. ap. eumd. l. c. Dagegen machen ihn wiederum andere zu einem orientalischen Worte, und leiten ihn von Geresch, zerstoßen, her, weswegen sie auch von den Griechen ehemals Γῆρυς genannt worden. Becmann Orig. L. L. in Ceremonia, s. p. 354. & Voss. l. c. Der griechische Namen, Δημήτηρ, soll so viel als Γημήτηρ, Cicero l. c. und also von, γῆ, die Erde, und μήτηρ, die Mutter, zusammen gesetzet seyn. Allein, andere wollen lieber, daß Δη für Δηώ gesaget werde, und dieses von dem Phönicischen Dai herkomme, welches so viel als Menge oder Hinlänglichkeit heiße, und also einen Namen gebe, welcher sich insonderheit wohl für solche Göttinn schicke. Cleric. ad Hesiod. Theog. v. 454.

2 §. Aeltern und Geburt. Ihr Vater war Saturn, die Mutter aber Saturns Schwester und Gemahlinn Rhea, oder, wie sie auch mehr heißt, Ops. Wie aber gedachter ihr Vater die Gewohnheit hatte, alle seine Kinder gleich nach ihrer Geburt wieder zu fressen: also machte er es auch mit ihr nicht anders, Hesiod. Theog. v. 459. jedoch spye er sie auch hernachmals eben so, wie die andern, wieder aus, als er von der Metis eine besondere Brecharzeney empfieng. Apollod. l. I. c. 2. §. 1.

3 §. Wesen und Erfindungen. Sie wird für die Göttinn der Früchte, vornehmlich des Feldes, Albricus de Imag. Deor. c. 23. Cf. Schol. Aristoph. ad Plut. v. 64. auf gewisse Art aber auch selbst für die Erde, Cicero de N.D. l. II. c. 26. p. 1184. so fern sie nämlich fruchtbar ist, gehalten. Voss. Theol. gent. lib. II. c. 8. Zuweilen wird sie nur für das Getraide auf dem Felde, Ovid. Amor. lib. III. Eleg. 6. v. 31. oder auch, wie es schon zur Speise zugerichtet ist, genommen. Virgil. Aen. I. v. 177. Da aber das Getraide anfangs unter den andern Kräutern mit gewachsen, und den Menschen, seinem Gebrauche nach, unbekannt gewesen, so soll sie es zuerst zusammen gesammlet, und dessen Backen, Aufbehaltung und Säen erfunden, und den Menschen gezeiget haben, Diod. Sicul. lib. V. c. 68. p. 232. die sich vorher nur mit Eicheln behelfen mußten. Virgil. Georg. I. v. 7. Dieses soll nach einigen, bey den Aegyptern, nach andern, bey den Atheniensern, und, nach den dritten, in Sicilien zuerst geschehen seyn. Diod. Sic. l. c. Sie soll dabey insonderheit zuerst die Ochsen an den Pflug zu spannen und damit zu ackern, Orph Hymn. in Cerer. v. 8. & Ovid. Fast. IV. v. 403. imgleichen das Getraide einzuärnden, zu dreschen, von der Spreu zu sondern, und also zum Essen es zuzubereiten gewiesen haben. Callim. Hymn. in Cerer. v. 20. & Phurnut. de N.D. c. 28. Hiernächst soll sie auch die Erfinderinn der Gesetze seyn, Callim. l. c. v. 19. & Diod. Sic. l. c. und mit solchen insonderheit die Menschen angehalten haben, daß einer dem andern das, was ihm gehöret, gegeben, oder doch gelassen habe; daher sie auch zuförderst im Griechischen θεσμοφόρος, im Lateinischen aber Legifera, beygenannt worden. Spanh. ad Callim. l. c.

4 §. Liebeshändel. Weil sie von gar guter Gestalt war, so stellete ihr selbst ihr Bruder, Jupiter, nach; und da er sie endlich auch in seine Hände bekam, so zeugete er die Proserpina mit ihr. Hesiod. Theog. v. 912. Nicht minder stellete ihr auch ihr anderer Bruder, Neptun, nach; und, ungeachtet sie sich in ein Pferd verwandelte, und unter eine Heerde anderer dergleichen Thiere, die in Arkadien auf der Weide giengen, versteckete, so spührete er sie dennoch darunter aus, verwandelte sich ebenin dergleichen, und erhielt, was er wollte, Pausan. Arcad. c. 25. p. 494. ob gleich mit solchem Unwillen der Ceres, daß sie sich darüber in eine Furie verkehrete. Apollod. lib. III. c. 6. §. ult. Immittelst gebahr sie von solcher Zusammenkunst nicht nur eine Tochter, deren Namen nicht bekannt gemacht werben durfte, Paus. l. c. ob siewohl sonst Despoina oder Hera genannt wird, Id. ib. c. 37. p. 516. & c. 42. p. 523. sondern auch den Arion, ein besonderes schnelles Pferd, Apollod. l. c. & Pausan. l. c. c. 25. p. 495. welche Fabel man noch auf einigen alten Denkmaalen vorgestellet zu finden glaubet. Montfauc. Ant. expl. T. III. tav. 58. Winkelm. Monumenti antichi, 19, 20. p. 22. Hierüber betrübete sie sich aber dermassen, daß sie nicht nur schwarze Kleider anzog, und aller andern Götter Zusammenkunft mied; sondern sich endlich auch in eine Höhle versteckte. Weil sie nun dabey aus Verdrusse keine Vorsorge mehr für das Getraide trug, so verdarb solches alles so fern, daß Menschen und Vieh häufig vor Hunger dahin starben. Indessen wußte niemand von den Göttern, wo sie hingekommen war, bis sie Pan, als er ungefähr in Arkadien jagete, gewahr wurde, und es dem Jupiter anzeigete, wo sie verborgen steckete, welcher denn die Parcen an sie abschickete, und durch solche dahin vermochte, daß sie ihren gefaßten Unwillen endlich wieder fahren ließ. Pausan. ib. c. 42. p. 523. So heftig ihr aber Neptuns Liebe entgegen war, so sehr liebete sie hingegen den Jasion, des Jupiters und der Elektra Sohn, den aber Jupiter aus Eifersucht auch wiederum mit dem Blitze erschlug, Homer. Odyss. Ε. v. 125. Cf. Tzetz. ad Lycophr. v. 29. nachdem sie dennoch mit ihm den Plutus erzeuget hatte. Hesiod. Theog. v. 970.

5 §. Unfall und Thaten. Weil ihr dritter Bruder, Pluto, keine Gemahlinn hatte, so erlaubete ihm Jupiter, ihre Tochter, die Proserpina, zu entführen, und, wie dieses in Abwesenheit der Ceres geschah, so wußte solche gar nicht, wo sie hingekommen war. Sie zündete daher am brennenden Aetna, in Sicilien, wo solcher Raub geschehen war, zwo Fackeln an, durchlief damit den ganzen Erdkreis, und suchete also Tag und Nacht ihre Tochter. Apollod. lib. I. c. 5. §. 1. Endlich erfuhr sie von der Arethusa, einer Nymphe, daß Pluto der Räuber wäre, Ovid. Metam. V. v. 586. und die Pheneatenser zeigeten ihr selbst den Schlund, wo Pluto die Proserpina hinunter in sein Reich geführet hatte, wofür sie ihnen denn so wohl andere Wohlthaten, als auch diese erwies, daß in keinem Kriege ihrer mehr, als hundert, umkommen sollten. Conon. Narr. 15. Wie es sie aber ungemein kränkete, daß Jupiter und Pluto die Angeber ihres Verlustes waren, so verließ sie aus Verdrusse den Himmel, nahm die Gestalt einer sterblichen Frauensperson an, und kam also zu dem Celeus nach Eleusis, von welchem sie gar gütig aufgenommen, auch bey ihm von der Jambe, einer alten Frau, wieder zu lachen beweget wurde. Als sie aber dessen Sohn, den Deiphon, zur Dankbarkeit unsterblich machen wollte, und socher durch die Unvorsichtigkeit seiner Mutter, Metanira, im Feuer umkam, so gab sie sich zu erkennen, und verehrete dem Triptolemus, des Celeus altern Sohne, einen Wagen mit vorgespannten Drachen, und eine Partey Weizen, damit durch die Welt zu fahren, und den Menschen den Kornbau zu zeigen. Apollod. l. c. §. 1. 2. Ovid. l. c. v. 645. Man findet solches noch auf verschiedenen Gemmen vorgestellet. Auf einem derselben giebt sie dem auf ihrem mit Drachen bespannten Wagen stehenden Triptolem Aehren mit ihrer Rechten, und hält mit der Linken ihren Zepter, wobey sie auf einem Stuhle sitzt. Lipperts Dactyl. I Taus. n. 99. u. 101. Mit diesem Steine hat ein anderes Denkmaal viel ähnliches. Montfauc. Ant. expl. T. I. P. I. tav. 45. n. 1. Als auch Phytalus sie so gütig aufnahm, so gab sie ihm einen Zweig von einem Feigenbaume, und wies ihm, wie er solchen pflanzen und diese Art Bäume fortbringen sollte. Pausan. Att. c. 37. p. 69. Dem Pandarus erzeigete sie die Wohlthat, daß er fressen konnte, so viel er wollte, ohne daß er die geringste Beschwerniß davon empfand. Anton. Liberal. c. 11. Allein, als Abas, Ovid. l. c. v. 451. & ad eum Cnipping. v. 449. oder, nach andern, Askalaphus sie auch verspottete, so verwandelte sie ihn in eine Art einer Eydechse. Anton. Liberal. c. 24. Als Lynkus, König der Scythen, den obgedachten Triptolemus hinrichten wollte, so verwandelte sie ihn in einen Luchs; Ovid. l. c. v. 650. & Hygin. Fab. 259. und als Erysichthon einen ihr geheiligten Wald umhieb, so belegete sie ihn mit einem solchen Hunger, daß er sich auf keine Art satt essen konnte, sondern da auch Pferde und Katzen nicht mehr zureichen wollten, sich endlich selbst anfraß. Callimach. Hymn. in Cerer. v. 22. & Ovid. Metam. lib. VIII. v. 738. Wie indessen aber doch Jupiter die Sache zwischen ihr und dem Pluto so fern ausmachte, daß sie die Proserpina wieder haben sollte, wofern solche nichts in der Hölle gegessen hätte, so verrieth Askalaphus, Acherons Sohn, daß sie einige Körner von einem Granatapfel gegessen, welches denn die Ceres dermaßen verdroß, daß sie solchen Klätscher in eine Nachteule verwandelte, Apollod. lib. II. c. 5. §. ult. oder ihm auch zur Strafe einen ungeheuern Stein auf den Hals legete. Id. lib. I. c. 5. §. 2.

6 §. Verehrung. Ihre Tempel und Altäre hatte sie fast in allen Städten und Flecken Griechenlandes, wie auch zu Rom, und anderwärts mehr: von besondern Festen aber wurden ihr insonderheit gefeyert:

Die Eleusinia majora zu Eleusis, einem kleinen Orte unsern von Athen, welche ganzer neun Tage währeten, des Abends bey angezündeten Fackeln, allein von geweiheten Personen, Jungfern und ehelichen Frauen, mit solcher Verschwiegenheit begangen wurden, daß auch bey Lebensstrafe von dessen Geheimnissen nichts ausgeschwatzet, werden durfte. Alex. ab Alex. lib. VI. c. 19. & ad eum Tiraquellus. Spanh. ad Callim. Hymn. in Cerer. v. 1. Man nannte es daher auch vorzüglich die Mysterien oder Geheimnisse, und feyerte es in dem Monate Boedromion, der ungefähr in unsern August traf. Jedoch wurde dieses Fest von den Atheniensern nur alle fünf Jahre, von den Lacedämoniern, Cretern und andern aber alle vier Jahre begangen. Die Einsetzung desselben wird insgemein dem Erechtheus zugeschrieben. Man sehe Meursii. Eleusinia. 4. L. B. 1619. & Gronov. Thes. A. Gr. T. VII. p. 109. sqq.

Die Thesmophorien, welche zu Athen fünf Tage währeten, und von lauter Matronen, deren Keuschheit bekannt war, begangen wurden, wobey zugleich den dritten Tag ein strenges Fasten üblich war, ganz kein Wein gebrauchet wurde, und ebenfalls alles höchst geheim und verschwiegen gehalten werden mußte. Spanh. ad Callim. l. c. v. 12. & c. Es hieß so viel, als das Fest der Gesetzgeberinn, weil sie die ersten Gesetze soll eingeführet haben. Serv. ad Virg. Aen. IV. 58. Dergleichen Fest wurde auch zu Lacedämon, Mileto, Eretria und anderwärts mehr gefeyert. Spanh. l. c. v. 1. Es daurete aber bey einigen, als zu Sparta u.a. nur drey Tage, und die Gebräuche dabey waren nicht aller Orten einerley. Castellan. de Festis Græcor. p. 167. sqq. Triptolem oder Orpheus soll es zuerst eingeführet haben. Potter Archæol. gr. T. I. p. 403.

Diese beyden waren bey den Griechen unstreitig die vornehmsten: doch feyerten sie auch noch einige kleinere. Einige davon waren die Proerosien oder Prerosien, welche in Opfer bestunden, die man der Ceres vor der Saatzeit und Bestellung der Felder brachte. Sie waren zur Zeit einer Hungersnoth von einem Authias, als das einzige Mittel, die erzürnte Göttinn zu versöhnen, angerathen worden. Suidas in Προήροσια. Das gemeine Volk nennete sie Proakturien von ἀκτὴ, welches zuweilen so viel, als Brodtkorn, bedeutet. Potter. sc. p. 427.

Dergleichen waren auch die Aloen, in dem Monate Posideon, oder unserm December ungefähr, da die Früchte in den Scheunen waren, und der Landmann den Lohn seiner Arbeiten eingesammlet hatte. An denen Opfern, welche dabey gebracht wurden, nahm Bacchus zugleich Theil; und sie bestunden nur in Erdfrüchten. Potter. l. c. p. 365. Gyrald. Synt. XVII. p. 499. Von diesen beyden Festen führet Ceres einen Beynamen.

Bey den Römern waren die Cerealien, welche zu Rom den 19ten April auch von lauter ehrbaren Matronen, die kein Trauren haben durften, gehalten wurden. Rosin. Ant. Rom. lib. IV. c. 8. p. 262. Vor ihnen giengen die cerealischen Spiele vorher, welche den 9ten April anfiengen, und zusammen acht Tage währeten. Sie wurden in dem großen Rennplatze gehalten, und von den Männern in weißen Kleidern mit angesehen, wogegen die Weiber ebenfalls in weißen Kleidern ihr Opfer thaten, und dabey das Trauern der Ceres, wie sie ihre Tochter suchete, vorstelleten, sich gänzlich der Männer, wie diese des Weins, enthielten, auch niemand vor Abends essen durfte. Alex. ab Alex. lib. VI. c. 19. Rosin. Ant. Rom. lib. V. c. 14.

Hierzu kamen die Ambarvalien, da man ein trächtiges Schwein, oder dergleichen Kuh dreymal um die Felder mit Singen und Tanzen herum führete, und endlich mit Honig, Wein und Milch opferte. Virg. Georg. I. 343. Noch feyerlicher aber waren sie, wenn man im Maye alle zu Rom gehörige Felder so umzog und hernach der Ceres; ein Schwein, Schaf oder Stier opferte, welche daher auch Suovetaurilia hießen. Rosin. l. c. lib. IV. c. 17.

Es wurden ihr insonderheit Schweine, weil solche die Saaten umwühlen, und Schafe geopfert. Ferner waren ihr die weißen Turteltauben, die Kraniche, die Erstlinge von den Feldfrüchten, der Safran, die Eichen, die Narcissen, die Mulli unter den Fischen, und die geflügelten Schlangen gewiedmet. Voss. Theol gentil. lib. VIII. c. 23.

7 §. Beynamen. Diese sind unter andern:


AchæaActæa, Africana,

Aliteria, Alma, Aloas,

Amæa, Amphictyonitis, Cabiria,

Catanensis, Chamyna, Chloë,

Chthonia, Cidaria, Corythensis,

Dio, Eleusinia, Erinnys,

Legifera, Libyssa, Lusia,

Melæna, Melophorus, Milesia,

Mycalessia, Mysia, Nigra,

Panachæa, Patrensis, Pelasgis,

Proerosia, Prostasia, Prosymne

Rharias, Sito, Stiritis,

Thermesia, Thesmia, Thesmophora.


8 §. Bildung. Sie wird als eine ehrbare Frau gebildet, die sich etwas aufgegürtet, und Kleid und Schuh auf eine etwas bäuerische Art hat, dabey auf einem Ochsen sitzt, in der rechten Hand einen Karst und an dem Arme einen Korb mit Samen hat. Ferner stehen auf der rechten Seiten zween Ackerleute, deren der eine die Erde umgräbt, der andere aber säet. In der linken Hand hat sie eine Aerndesichel und einen Stab, das Getraide damit auszuschlagen, auf welcher Seite denn wieder zween Bauern stehen, deren der eine Getraide abhauet, der andere aber es drischt, wobey denn die Ceres selbst zwischen zweenen Obst tragenden Bäumen sitzt, über welcher auf einer Seite Juno einen fruchtbaren Regen auf die Saat fallen läßt, auf der andern aber Apollo solche mit seinen Stralen bescheint. Albricus de Deor. Imag. c. 23. Sonst aber wird sie insgemein mit einer starken Brust, einem Kranze von Aehren auf dem Kopfe, und etlichen Mohnhäuptern, oder auch einer brennenden Fackel in der Hand, gebildet. Voss. Theol. gent. lib. IX. c. 23. Statt der Mohnhäupter hat sie auf einer Gemme eine Sichel in der linken, und die brennende Fackel in der rechten Hand, vor sich aber ein Paar Schlangen, und sie ist in einem schnellen Gange. Mariette des pier. gr. T. II. P. I. n. 31. Jedoch hat sie auch wohl einen Büschel Aehren in der rechten Hand. Knipping. Ant. Rom. lib. I. c. 7. p. 133. Zuweilen sind diese Aehren mit einem Mohnkopfe vergesellschaftet, und in der linken Hand hält sie dabey stehend einen stumpfen Spieß oder Zepter. Maffei gem. ant. T. II. tav. 39. So wird sie auch gebildet, daß sie auf einem Wagen fährt, welchen zween Drachen ziehen, Phurnut. de N.D. c. 28. wobey sie denn in jeder Hand eine brennende Fackel hat; oder auch nur in beyden Händen eine Fackel führet, wie sie auf einem Medaillon des Kaisers Antoninus Pius vorkömmt. Buonarotti Osservaz. p. 56. sq. Diese Drachen sind bald geflügelt, bald ohne Flügel. Ib. p. 59. Spanh. de V. N. T. I. p. 211. Anstatt derselben aber sieht man auf einer Gemme zween Elephanten, auf deren jedem eine kleine Figur sitzt, welche sie regieret, einen hohen Wagen ziehen, an dessen Seiten zween Liebesgötter mit einer Fruchtschnur spielen und tanzen. Ceres sitzt auf diesem Wagen, und hat in der rechten Hand einen Büschel Aehren, und in dem linken Arme ein Füllhorn. Descript. des pierr. grav. du Bar. Stosch. p. 69. Mit eben diesen Kennzeichen zeiget sie uns ein anderer Stein auf einer Kugel sitzend, die mit einer Binde kreuzweis umschlungen ist, wobey sich in jedem der dadurch gebildeten vier Felder ein Stern befindet. Maffei l. c. tav. 40. Man sieht sie zuweilen mit dem Bacchus vergesellschaftet, welchen sie umarmet. Buonar. l. c. p. 441. Dabey sitzt sie oft auf seinem Schooße. In dieser Stellung fährt sie mit ihm auf einem Wagen, der von einem Löwen und einer Löwinn gezogen wird. Mariette, l. c. n. 32. Dann und wann wird ihr auch ein Füllhorn, Körbchen, Rohr, oder Pflug beygefüget, sie auch selbst zum öftern mit vielen Brüsten gebildet. Struv. Synt. A. R. lib. I. c. 1. p. 102. Nicht weniger wird sie als eine ansehnliche Matrone vorgestellet, welche auf einem Stuhle sitzt, in der rechten Hand den Donnerkeil weist, und vor sich zu ihren Füßen zwo Aehren stehen hat. Chausse gemme figur. tav. 69. Diese hat sie sonst in der Hand, in der linken aber einen Spieß, und auf dem Haupte ein Körbchen: oder sie steht auch, hat auf dem Kopfe wiederum ein Körbchen, in dem linken Arme ein Fruchthorn, auf der rechten Hand zwo Aehren, in der sie aber ein Steuerruder hält, auf welches sie sich einiger Maßen stemmet. Spanhem. ad Callim. Hymn. in Cerer. v. 1. Auf einigen alten Denkmaalen kennet man sie nur daran, daß sie ein Schwein entweder in beyden Händen, oder nur in einer, oder auch vor sich stehen hat. Caylus Recueil d'antiq. T. VI. p. 121. & 165. Zuweilen ist sie auch nur daran kenntlich, daß sie auf einem Löwen sitzt, und den Scheffel auf dem Kopfe hat. Ibid. p. 160. Mehr Abbildungen hat Montf. ant. expl. T. I. P. I. Tab. 42–45.

9 §. Eigentliche Beschaffenheit. Nach einigen soll sie einerley mit der Aegyptier Isis seyn, Diod. Sic. lib. V. p. 532. wie sie denn die Sicilianer selbst vielfältig mit ihr vermengeten, oder doch stillschweigend zugaben, daß eine von den andern herkäme. Caylus l. c. p. 121. Sie wird aber doch noch wahrscheinlicher für eine Königinn in Sicilien gehalten, deren Tochter ein Seeräuber entführet, und dem Pluto überbracht, wo nicht dieser König in Iberien sie selbst geraubet hat. Banier. Entret. VIII. ou P. I. p. 230. Desf Erl. der Götterl. IV B. 102 S.

10 §. Anderweitige Deutung. Manche deuten sie insgemein auf die Sonne, Huet. D. E. Propos. IV. c. 1. §. 1. andere auf den Mond, Id. ib. §. 3. die dritten auf die Fruchtbarkeit der Erde, Voss. Theol. gent. lib. c. 49. die vierten und zwar die meisten auf die Feldfrüchte, Virgil. Aen. I. v. 177. und die fünften auf die Kraft der Schicksale. Wenn sie aber insonderheit die Proserpina zur Tochter gehabt haben soll, so wird diese auf die Wurzeln des Getraides gedeutet. Da sie sich ehemals in einer Höhle verborgen gehalten, so soll sie den Samen des Getraides bedeuten, ehe er aufgeht, worauf ihn Pan, das ist, die Kraft der Natur, dem Jupiter, das ist, der freyen Luft, wieder zeiget, wenn er nämlich aufgegangen ist. Jasius, der sie geliebet, soll die Wärme des Sommers seyn, welche Ceres, oder das Getraide liebet, und Plutus wird für ihren Sohn angegeben, weil von einem glücklichen Feldbaue leicht etwas zu erwerben steht. Ihr war Sicilien gewidmet, weil solches ein gutes Kornland ist, Nat. Com. lib. V. c. 14. und w. d. g. mehr ist, welches ein jeder selbst nach seiner Phantasie aus deren Historie leicht folgern kann.


http://www.zeno.org/Hederich-1770.

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